POSTPONED: OPENING at 18.05.2020
28. März bis 24. Mai 2020
Eröffnung: Freitag, den 27. März, ab 19 Uhr
Begrüßung: Clara Herrmann, Bezirksstadträtin für Kultur und Weiterbildung
Zur Ausstellung: Tilman Baumgärtel, Kurator
Eintritt in ein Lebewesen – Von der Sozialen Skulptur zum Plattform-Kapitalismus
Künstlerische Leitung: Tilman Baumgärtel. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Spartenoffene Förderung und Fomds für Kommunale Galerien
1977 zeigte Joseph Beuys auf der documenta 6 seine Installation „Honigmaschine am Arbeitsplatz“, die in Schläuchen und Rohren Honig durch die Ausstellung pumpte. Die Arbeit versinnbildlicht Beuys’ Vorstellung vom „erweiterten Kunstbegriff“ und von der „sozialen Skulptur“. „Jeder Mensch ist ein Künstler“ lautet seine berühmte Devise – nicht weil jeder malen, tanzen oder musizieren kann, sondern weil wir alle durch unsere schöpferische Energie zu einer kollektiven Kreativität beitragen, die das eigentliche Kapital und Potential einer Gesellschaft ist, was Beuys auf die Formel „Kunst = Kapital“ bringt. Der Honig als „geistige Kraftnahrung des Kosmos“ (Beuys) verkörpert diese kollektive Kreativität.
Heute liefern wir unseren kreativen „Honig“ ganz freiwillig bei Internet-Unternehmen wie Google, Facebook, Twitter, TikTok oder Amazon ab. Computer und Smartphones, Online-Lautsprecher und Fitness-Armbänder laden einen Großteil unserer Daten auf die Server dieser Firmen. Selbst Leihfahrräder und E-Scooter sammeln unsere Bewegungsdaten. Jeder Klick, jedes Like, jedes gepostete Foto und jeder Online-Kommentar von uns ist Kraftnahrung für die Unternehmen des „Überwachungskapitalismus“ ( Shoshana Zuboff ). Diese nutzen unsere Daten, um Werbung zu verkaufen, Prognosen über unser Verhalten anzustellen und ihre Algorithmen und ihre KI zu optimieren, um konkurrierenden Firmen den Marktzutritt so schwer wie möglich zu gestalten.
Die Ausstellung EINTRITT IN EIN LEBEWESEN hat ihren Titel von einem Vortrag, den Joseph Beuys 1977 während der documenta über die soziale Skulptur hielt. Sie verfolgt diese Idee in die Gegenwart, in der viele im Internet und den sozialen Medien kreative Leistungen anbieten, aber nur wenige davon finanziell profitieren. Die Ausstellung wird von einer Veranstaltungsreihe begleitet. Sie bringt Kunstwerke aus mehr als vierzig Jahren zusammen, um zu verstehen, was zwischen der Entwicklung der sozialen Skulptur und dem Aufstieg von Plattform-Kapitalismus und Gig Economy geschehen ist und wie dieser Prozess in der Kunst bisher reflektiert wird.
MIT DEN KÜNSTLER*INNEN
CORY ARCANGEL JOSEPH BEUYS ARAM BARTHOLL NATALIE BOOKCHIN IRENE CHABR JAMES COUPE ANDY DECK CONSTANT DULLAART MARK FLOOD JOHN D. FREYER AARON KOBLIN & DANIEL MASSEY STEFFEN KÖHN JODI MIRANDA JULY & HARRELL FLETCHER OLIA LIALINA JONAS LUND JUDY MALLOY MICHAEL MANDIBERG NEOZOON OMSK SOCIAL CLUB NAM JUNE PAIK MARK SALVATUS SEBASTIAN SCHMIEG & SILVIO LORUSSO RALPH SCHULZ GUIDO SEGNI JOHANNES STÜTTGEN ALEX TEW AMALIA ULMAN VAN GOGH TV